Apostroph

Hochkomma wird er genannt und tanzt über der Reihe der Kleinbuchstaben. Sein lockeres Auftreten hat ihm in den 90ern zu Popularität verholfen und mit ihr zum Beinamen Deppenapostroph.

Für Leserlichkeit und Verständlichkeit ist weniger mehr. Auf einen Apostroph kann in vielen Fällen verzichtet werden (beim verkürzten „es“ gehts auch ohne und wenn Präposition und Artikel verschmelzen, beim Radfahren vorm Theater zum Beispiel, auch) oder muss verzichtet werden (Plural-s und Fugen-s benötigen ihn gar nicht). Manchmal noch markiert er die Grundform eines Namens, im Grimm’schen Wörterbuch beispielsweise, oder wenn der Name verwechselbar wird wie in Andrea’s Fall.

Unbedingt nötig ist er einerseits bei längeren und ungewöhnlichen Auslassungen, im Ku’damm also nach wie vor; andererseits im Genitiv bei Namen, die auf s-Lauten im weiteren Sinne enden, bei Marx’ Werken oder Ringelnatz’ Gedichten etwa. Hier – wo er stehen muss – trägt ihn die Lektorin häufiger nach.

Wer Mundart schreibt, wird ihn lieben. Wortverkürzungen, Auslassungen und Verschmelzungen lassen sich wunderbar markieren mit dem tanzenden Komma.

Stephanie Schwenkenbecher