Grammatik

Die Grammatik ist jedermanns Freund, aber nicht jedermann ist ein Freund der Grammatik: asymmetrische Beziehung, konfliktreich. Kann da niemand helfen? Klar: ein Lektor. Zu helfen, das Leben seiner Kunden zu vereinfachen, kann ja durchaus als Aufgabe von Lektoren angesehen werden und so übernehmen sie oft gern, aber immer willig für ihre Kunden die ungeliebte Auseinandersetzung mit der Grammatik. Und die hat es ja auch in sich: Gibt es doch für Grammatik – anders als für die Rechtschreibung – kein offizielles Regelwerk, dessen Studium einen sicher an verlässliche Gestade treibt.

Da bleibt nur, die Üblichkeiten richtig zu erkennen. Wissenschaftlich erforschen diese Üblichkeiten die Grammatiker und sie schreiben ihre Erkenntnisse auch noch hübsch auf (gut, gut: vielleicht nicht in allen Fällen hübsch). Was da rauskommt, ist allerdings mehr als hinreichend komplex und der Lektor ist bestrebt, diese Komplexität ganz kundenspezifisch zu reduzieren und damit die für seinen Kunden „richtige“ Grammatik herauszufiltern. Dabei helfen ihm seine Erfahrung, die Auseinandersetzung mit Kollegen und anderen Fachleuten und hömmele Weiterbildungen („hömmele – sehr viele“ ist hier zum Beispiel falsche Grammatik, im rheinischen Dialekt Aachens aber völlig korrekt).

Der Lektor behält also vor lauter Grammatikwald die Bäume im Blick und nicht selten auch vor lauter Grammatikbäumen den Wald.

Klaus Mackowiak

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