Ein sorgfältig ausgeführtes Lektorat kostet Zeit und damit natürlich auch Geld. Welche Kosten tatsächlich entstehen, hängt von vielen Faktoren ab. Denn es handelt sich um eine vielgestaltige, zielgruppenorientierte Dienstleistung, deren Konditionen letztlich nur die jeweiligen Vertragspartnerinnen und -partner aushandeln können, schließlich unterliegen die jeweiligen Sparten der Textarbeit sehr unterschiedlichen Bedingungen. Bevor sich die Frage nach den Kosten beantworten lässt, ist es wichtig zu wissen, was ein Lektorat leisten kann, und zu klären, welche Leistungen Sie als Auftraggeberin bzw. Auftraggeber in Anspruch nehmen möchten. Deshalb stellt sich zuerst die Frage:
Sie schreiben zum Beispiel an einem Roman und wünschen sich, dass er sich flüssig und spannend liest? Sie haben Texte für eine Firmenwebsite oder ein Sachbuch und möchten, dass wichtige Informationen geschliffen formuliert Ihre Zielgruppe erreichen? Sie haben einen komplizierten wissenschaftlichen Sachzusammenhang vor sich, der in einfachen Worten für eine allgemeine Leserschaft erklärt werden soll? Vielleicht ist Ihr Text zwar gut formuliert, aber er müsste dringend gekürzt werden und könnte einige Zwischenüberschriften vertragen.
In solchen oder ähnlichen Situation ist es sinnvoll, den Text in professionelle Hände zu geben. Führen Sie ein Beratungsgespräch mit dem Lektor oder der Lektorin Ihrer Wahl, um herauszufinden, wo und wie Ihr Text professionelle Unterstützung benötigt.
Lektorinnen und Lektoren sind Fachleute und können Ihr Werk von der Idee bis zur Publikation begleiten. Sie haben noch keinen Textprofi gefunden? Hier geht’s zum VFLL-Lektoratsverzeichnis.
Um wie viel Text geht es eigentlich? Um einen Preis genau kalkulieren zu können, benötigen Lektorinnen und Lektoren Angaben über die Textmenge und die Art des Textes. Lassen Sie den Zeichenzähler Ihres Textverarbeitungsprogramms arbeiten, um die Zeichenzahl zu ermitteln. In Deutschland wird der Textumfang in Zeichenzahl inklusive Leerzeichen berechnet. Wie lange braucht die Lektorin bzw. der Lektor, um aus Ihrem Manuskript einen schönen, gut lesbaren Text zu machen?
Probelektorat: Um das zu erfahren, reichen Sie dem Lektor oder der Lektorin Ihrer Wahl einen Textausschnitt Ihres Werkes zum Probelektorat ein und bitten um ein Angebot. Sie werden Vorschläge zur Verbesserung Ihres Textes und eine Honorarkalkulation erhalten.
Honorare im Freien Lektorat: Beim Verfassen, Redigieren und Übersetzen ist es üblich, die Leistung entweder nach Seitenpreisen oder nach Stundenpreisen aufzuschlüsseln. Grundlage für den Seitenpreis ist in der Regel die sogenannte Normseite mit etwa 1500 bis 1650 (selten auch 1800) Zeichen inklusive Leerzeichen. Fragen Sie bei Seitenpreisen immer nach der Textmenge pro Seite.
Wichtig zu wissen: Das Freie Lektorat ist ein freier Beruf, der in keiner Weise gesetzlich reglementiert ist – etwa durch eine Kammer. Deshalb gibt es für Lektorinnen und Lektoren keine Gebührenordnung wie beispielsweise im Arztberuf. Das hat den Vorteil, dass Ihr Werk und Ihr Auftrag nicht in das Schema einer vorgegebenen Ordnung gepresst werden muss. Denn jedes Werk, jeder Autor, jede Autorin ist anders und bedarf der individuellen Betreuung, Bearbeitung und Beratung. Je nachdem, wie der konkrete Auftrag tatsächlich ausfällt, werden die Textprofis speziell für Sie und Ihren Text ein Angebot vorlegen.
Wer vermeiden will, dass der Preis des Lektorats höher ausfällt als erwartet, sollte ein Leistungsverzeichnis oder eine Zielformulierung schriftlich festhalten und den vom Textprofi ermittelten Preis aus dem Angebot schriftlich bestätigen. Bleiben Sie darüber im Gespräch, wie tief in den Text eingegriffen werden soll. Bitten Sie Ihre Lektorin bzw. Ihren Lektor darum, gravierende Mängel im Text, die einen Mehrbedarf an Arbeit nach sich ziehen, zu melden. Halten Sie Kontakt, dann sind Sie immer à jour.
Wenn Sie (nun) wissen, welche Anforderungen Sie haben und welche Leistungen Sie in Anspruch nehmen möchten, ist es an der Zeit, über Geld zu reden. Als Verband können wir keine konkreten Preise nennen, ohne damit den freien Wettbewerb zu berühren. Eine gute Orientierung ist aber der Vergleich mit Vergütungen von Angestellten, die eine ähnliche oder die gleiche Qualifikation besitzen (Freie Lektorinnen und Lektoren haben nahezu ausnahmslos eine abgeschlossene akademische Ausbildung). Oft ist das Erstaunen bei diesem Vergleich groß: „Die verlangen ja weit mehr als das Doppelte von meinem Bruttostundenlohn!!“ Unverschämte Preistreiberei? Mitnichten! Das liegt in der Natur der Sache. Wer freiberuflich arbeitet, kann nur etwa die Hälfte der geleisteten Arbeitszeit tatsächlich fakturieren und muss darüber hinaus alle betrieblichen Kosten selber tragen. So schlägt am Ende leicht das Dreifache des Bruttostundenlohns von Angestellten zu Buche. Das sollten Sie bei der Preisverhandlung berücksichtigen.
Wenn Sie als Auftraggeberin oder Auftraggeber die gewünschten Leistungen bereits klar definiert haben und nun verschiedene Angebote einholen, werden Sie möglicherweise erstaunt sein, wie groß die Spannbreite zwischen dem billigsten und dem teuersten Angebot ist. Dabei kann das billigste rasch einmal zu einem sehr teuren Angebot werden. Es liegt in der Natur der Sache, dass Marktteilnehmende mit äußerst preisgünstigen Konditionen enorme Mengen Text bearbeiten müssen, um ihr Einkommen zu erwirtschaften. Wie ist es da um die Qualität bestellt? Billig, schnell und dann auch noch gut? Alle drei Merkmale lassen sich wohl kaum unter einen Hut bringen. Womöglich dürfen Sie Ihre Publikation noch einmal nachbearbeiten, was zusätzliche Kosten verursacht – in diesem Fall wäre zweifelsohne das teuerste Angebot am Ende immer noch günstiger gewesen.
Wenn Sie sich als Auftragnehmerin bzw. Auftragnehmer mit klaren Vorgaben für einen potenziellen Auftrag konfrontiert sehen („Wir zahlen soundso viel!“), werden Sie sich zunächst wohl kaum gleichberechtigt fühlen. Oftmals lässt sich aber auch über solch scheinbar festgelegten Konditionen verhandeln. Einen Versuch ist es immer wert. Der vorgegebene Satz sollte aber zumindest so hoch sein, dass es sich überhaupt lohnt, darüber zu verhandeln. Es gibt im Markt des geschriebenen Wortes Auftraggeberinnen und Auftraggeber, die einseitig versuchen, derart unverschämt niedrige Honorare festzulegen, dass man sich die Mühe wirklich sparen sollte. Wer ernsthaft sein Einkommen aus seiner Tätigkeit generieren will, überlässt solche Aufträge Studierenden, pensionierten Lehrkräften und Leuten, die Lesen als Hobby betreiben. Die so eingesparte Zeit lässt sich hervorragend nutzen, gut bezahlte Aufträge zu akquirieren.