Aus dem Lektorat
Viele Autoren stellen Fragen zum Literaturbetrieb, Isa Schikorsky beantwortet einige davon in kompakter Form. Ihr Ratgeber „Aus dem Lektorat“ ist eher für Autoren als Lektoren geeignet, denn er liefert, was der Untertitel verspricht: „50 Tipps zum Schreiben und Veröffentlichen“. Lektoren können davon profitieren, wenn sie Autoren coachen.
Im ersten Moment ist ein Lektor vielleicht irritiert, wenn er sieht, dass Isa Schikorsky ihren Ratgeber bei BoD herausgegeben hat. Er mag denken: „Wieder eine Autorin, die einen Books-on-Demand-Dienstleister wählt, damit sie veröffentlichen kann.“ Im schlimmsten Fall hält ihn diese Überlegung davon ab, das Buch zu kaufen und damit zu arbeiten. Im schlimmsten Fall deswegen, weil Isa Schikorsky sicherlich keine Anfängerin ist. Sie arbeitet als Dozentin für kreatives und literarisches Schreiben, sie hält Seminare für Autoren, und nicht zuletzt hat sie schon bei DTV und Dumont Bücher untergebracht. Dass sie „Aus dem Lektorat“ bei einem Dienstleister veröffentlicht hat, schmälert nicht die Qualität des Buchs. Knapp, aber präzise stellt Schikorsky Themenfelder vor, die für jeden Autor relevant erscheinen. Und damit auch für jeden Lektor, der Autoren berät.
Wo findet der Schriftsteller den Stoff, um seinen Roman zu entwickeln? Wie gelingt ihm der Spannungsbogen? Was braucht ein Dialog, damit er den Lesern gefällt? Diese und ähnliche Fragen behandelt Isa Schikorsky in den ersten Kapiteln ihres Ratgebers. Später schreibt sie über Wettbewerbe, Stipendien und Anthologien. Dabei wägt sie, stellvertretend für den Leser, die Faktoren gründlich ab. Fragt nach, ob er sich wirklich an jedem Schreibwettbewerb beteiligen sollte. Wie attraktiv findet er den Preis? Was, wenn der Autor für ein Preisgeld von vielleicht 50 Euro das Recht an seinem Text vollständig verliert? Oder wenn er zu einer Lesung kommen kann, die Kosten zur Anreise jedoch selber übernehmen muss?
Isa Schikorsky äußert sich immer wieder kritisch – und das verleiht ihrem Buch einen besonderen Reiz. Denn nicht jeder Autorenratgeber wirkt so offen, so ehrlich. Sie warnt Autoren sogar, sich von einem anderen Buch verführen zu lassen – einem Ratgeber für neue Autoren, der in einem Druckkostenzuschussverlag erschienen ist. Dass Autoren aufpassen müssen, bei so einem nicht an der Angel zu hängen, sagt Isa Schikorsky klar und deutlich. Parallel dazu verweist sie auf das Aktionsbündnis für faire Verlage.
Eine weitere Warnung spricht Isa Schikorsky aus: Die Buchmesse, betont sie, sei kein Forum für Nachwuchsautoren. Trotzdem, ein Besuch könne weiterhelfen. Isa Schikorsky erläutert, welche Möglichkeiten damit verbunden sind. Und von welchen Hoffnungen sich die Autoren besser verabschieden.
Wieder ein Beispiel dafür, dass Schikorsky differenziert betrachtet. Allerdings irritiert, warum sie für ihr Buch ausgerechnet diesen Titel gewählt hat – „Aus dem Lektorat“. Lektoren, die den Klappentext nicht lesen, könnten enttäuscht sein. Denn über ihre Arbeit berichtet Schikorsky nicht mehr oder weniger, als sie über andere Aspekte schreibt wie das Marketing, Normseite oder Exposé. Besser wäre daher gewesen, sie hätte den Untertitel als Hauptüberschrift verwendet. Ganz in der Tradition von Michael Itschert, der zehn Jahre zuvor die kleine Reihe „30 Tipps“ begründet hat. Hier hätte sich Isa Schikorsky anschließen können: „50 Tipps zum Schreiben und Veröffentlichen“. Damit wäre alles klar gewesen. Klar und verständlich. So allerdings werden bei Lektoren möglicherweise die falschen Erwartungen geweckt. Und das setzt sich noch dadurch fort, dass 17 der 50 Tipps nur Rezensionen sind. Was aus den Überschriften aber nicht klar hervorgeht. Der Leser muss weiterlesen, um zu erkennen, dass die Autorin rund 30 Seiten Rezensionen eingebunden hat. Zu Handbüchern von Uschtrin und Autorenhaus, zu Schreibratgebern von Stephen King und Elizabeth George, aber auch über Bastian Sick. Und nicht zuletzt über den „Dornseiff“, ein Wortschatz-Lexikon, das als Synonym-Wörterbuch verwendet werden kann. Sprache und Stil finden bei Isa Schikorsky ihren Platz. Das richtige Anführungszeichen, der richtige Gedankenstrich – selbst die formalen Details berücksichtigt die Autorin in ihrem Buch.
Für Lektoren bietet das kaum etwas Neues, sie arbeiten jeden Tag mit diesem Handwerkszeug, und diejenigen, die mit Autoren und/oder Verlagen zusammenarbeiten, sind mit Strukturen und Abläufen des Buchmarkts vertraut. Wenn sie aber Autoren beraten wollen, ist der Ratgeber von Isa Schikorsky eine gute Empfehlung. An diesem Buch können sie sich orientieren oder, besser noch, „Aus dem Lektorat“ den Autoren selbst zum Lesen geben.
Erhältlich im Buchhandel und online zum Beispiel bei buchhandel.de und buch7.de.
Daniela Preiß‘ Website