Buchdruck, Schießpulver und die Magnetnadel
Diese drei mechanischen Erfindungen veränderten nach Francis Bacon „den ganzen Zustand der Dinge in der Welt“. Die Erfindung des Buch- drucks änderte nicht nur einige Dinge in der Welt, sondern brachte auch eine ganze Branche hervor: die der „Bücher und Büchermacher“. Deren Arbeitswelt, Organisation und Struktur ist Thema des gleichnamigen Standardwerkes, das nun in einer neu bearbeiteten Auflage vorliegt.
Das Buch bietet einen Einblick in sowie einen aktuellen Überblick über den herstellenden Buchhandel, ist übersichtlich gegliedert und enthält zahlreiche Tabellen, Abbildungen, Karikaturen sowie Fotografien. Wer schon immer wissen wollte, wie ein Buch entsteht, erfährt es hier. Detailliert erklärt Bücher und Büchermacher den Weg von der Idee des Autors über die wirtschaftlichen und technischen Abläufe im Verlag durch das weitverzweigte Netz der Branche in die Verkaufsstellen und zum Leser. Die vier Großhändler – im Verlagswesen Barsortimente genannt – sorgen mit ihrer Auslieferungsorganisation und Logistik dafür, dass der Leser, der ein Buch bei seiner Buchhandlung bestellt, nur etwa 12 bis 16 Stunden warten muss, bis es dort eintrifft.
Bis es so weit ist, haben zahlreiche Menschen daran gearbeitet. Bücher und Büchermacher stellt einen Teil der etwa 50 branchenspezifischen Berufe vor. Neben den klassischen Berufen im Verlag – Verleger, Lektoren, Hersteller, Marketingexperten, Personaler und Controller – auch die kreativen: im Printbereich beispielsweise Autoren und Übersetzer, bei den audiovisuellen Medien etwa Onlineredakteure, Sprecher und Webdesigner. Durch das elektronische Publizieren kommen neue, oft technische Tätigkeiten hinzu, darunter Programmierung, Screendesign, Bild- und Tontechnik. Die Auswahl der vorgestellten Berufe reicht vom Drucker bis zum Webdesigner. Damit schaffen die Autoren Huse, Bramann und Ruta den Sprung von Gutenberg zum Web 2.0 und zeigen, dass das Buch neben all den anderen Medien seinen Platz finden kann – wenn sich die Verlage dem Strukturwandel der Medienbranche stellen.
Viele der Aufgaben rund ums Büchermachen werden von Freiberuflern erledigt, weil die Arbeitsschritte im Verlag zunehmend differenziert werden. Zu diesen externen Dienstleistern zählen auch die freien Lektorinnen und Lektoren. Sie arbeiten inhaltlich an den Manuskripten, die die fest angestellten Lektoren in den Verlagen – heutzutage Produktmanager genannt – akquiriert haben. Zudem begleiten sie die Autoren beim Entstehungsprozess der Werke. Bemerkenswert: Der VFLL, seine Arbeit und das jährlich erscheinende Verzeichnis Freier Lektorinnen und Lektoren finden in diesem Klassiker der Verlagsbranche ebenfalls Erwähnung.
Christiane Kauer, Bad Vilbel