Das Übersetzungslektorat – Arbeit im Verborgenen
Wenn Lektorinnen und Lektoren eine Übersetzung lektorieren, haben sie andere Voraussetzungen und Herausforderungen als bei einem ursprünglich deutschsprachigen Text. Grund genug für ein Fachbuch, das viele Aspekte beleuchtet: Die Zusammenarbeit mit Übersetzer und Verlag etwa oder die möglichen Einstiegswege in diesen Bereich. In Zusammenarbeit mit dem BDÜ Fachverlag hat der VFLL ein Standardwerk zum Thema Übersetzungslektorat herausgegeben.
Zu den zahlreichen Büchern des BDÜ Fachverlags gesellt sich nun eines, das gleichermaßen Übersetzer wie Lektoren anspricht – das „Handbuch Übersetzungslektorat“. Angeregt durch den BDÜ hatte sich ein Redaktionsteam aus den Reihen des Verbands der Freien Lektorinnen und Lektoren e. V. (VFLL) gebildet und sich daran gemacht, Theorie und Praxis dieses eher weniger bekannten Bereichs des Lektorats in all seinen Facetten vorzustellen.
Im Einführungskapitel geht es um Fragen wie: Was genau ist unter „Übersetzungslektorat“ zu verstehen und was beinhaltet dieses? Welche Einstiege in diesen Bereich gibt es? Wie läuft die Zusammenarbeit mit dem Übersetzer und/oder dem Verlag ab? Welchen Herausforderungen muss sich ein Lektor bzw. eine Lektorin bei einer Übersetzung stellen? Wie firm muss er oder sie in der Originalsprache sein?
Im nächsten Teil des Buches gehen die Autoren auf verschiedene Fachbereiche des Übersetzungslektorats ein. Hier erwartet Lektoren und Lektorinnen ein bunter Reigen von Besonderheiten und Herausforderungen. Belletristik, Kinder- und Jugendbücher oder auch Sach- und Fachtexte sind natürlich besonders verbreitet. Aber auch Business-Texte aller Art, Lyrik, Gedichte oder Lieder werden übersetzt. Nicht zu vergessen Spielanleitungen, deren Besonderheiten im vorliegenden Buch auf besonders kurzweilige Art, nämlich als Spiel, vorgestellt werden. Leichte und Einfache Sprache sind ebenso Erscheinungen der letzten Jahre wie das Post-Editing der immer häufiger auftretenden maschinellen Übersetzungen. Im Bereich der Sach- und Fachtexte begegnet der Lektorin oder dem Lektor von Übersetzungen die DIN EN ISO 17100, in der Revisionen geregelt sind. Und auch CAT-Umgebungen können eine besondere Herausforderung darstellen. Der letzte Beitrag ist den Schwierigkeiten beim Lektorat bzw. der Übersetzung von Eigennamen oder Sprachbildern aus dem Chinesischen gewidmet.
Für Anfänger und Fortgeschrittene im Bereich Übersetzungslektorat sind die danach folgenden Beiträge zu Honoraren, Weiterbildung und rechtlichen Themen ebenso hilfreich wie der Serviceteil mit Literaturempfehlungen sowie Listen relevanter Berufsverbände, Weiterbildungsmöglichkeiten und vielem mehr. Mit den Viten der rund 30 Beteiligten schließt sich dann der Kreis. Denn die verschiedenen Lebenswege, die schließlich zum Übersetzungslektorat geführt haben, illustrieren noch einmal die möglichen Einstiege, die uns schon im einführenden Teil begegnet sind.
Gut gefallen hat mir bei diesem Buch, dass es den einzelnen Autoren freigestellt war, in welchem Stil sie dem Leser ihren Fachbereich nahebringen wollen. Dadurch entstanden sehr abwechslungsreiche Artikel. Einziges Manko aus meiner Sicht: Ich persönlich musste an einigen Stellen einen Satz vor lauter Sternchen mehrfach lesen, aber das mag daran liegen, dass ich selbst Sternchen usw. normalerweise vermeide.
Insgesamt liegt uns hier ein Buch vor, das sich sicherlich als Standardwerk für das Übersetzungslektorat etablieren wird. Es sei sowohl Lektoren als auch Übersetzern ans Herz gelegt. Beide Berufsgruppen können hier viel darüber lernen, wie sie möglichst reibungsfrei und in gegenseitigem Respekt das beste Übersetzungsergebnis für den Leser erreichen. Dem Autorenteam des VFLL ist es gelungen, die besonderen Herausforderungen dieser „Nische“ des Lektorats kurzweilig und dabei doch sehr fundiert von allen Seiten zu beleuchten.
Inhaltsverzeichnis, Leseprobe und Informationen
Das Handbuch Übersetzungslektorat ist erhältlich im Buchhandel und beim BDÜ Fachverlag.
Angela Zimmermanns Website und Profil im Lektoratsverzeichnis