Der Teufel steckt buchstäblich im Detail

Freie Lektorinnen und Lektoren sind oft mit Fragen der Typografie konfrontiert – sei es bei der Schlussredaktion von Zeitschriften, sei es beim Lektorat für publikationsunerfahrene Institutionen, sei es bei der Beratung von Self Publishern und natürlich auch beim eigenen Satz von Publikationen. Das betrifft sowohl die Makrotypografie – das Layout – als auch die Mikro- oder Detailtypografie. Zu letzterer hat der für seine Buchgestaltungen bekannte und vielfach ausgezeichnete Schweizer Typograf Jost Hochuli bereits 1987 ein Büchlein verfasst, das er 2001 überarbeitet hat und das nun in einer erneut überarbeiteten und um zusätzliche Beispiele erweiterten Auflage vorliegt.

Freie Lektorinnen und Lektoren sind oft mit Fragen der Typografie konfrontiert – sei es bei der Schlussredaktion von Zeitschriften, sei es beim Lektorat für publikationsunerfahrene Institutionen, sei es bei der Beratung von Self Publishern und natürlich auch beim eigenen Satz von Publikationen. Das betrifft sowohl die Makrotypografie – das Layout – als auch die Mikro- oder Detailtypografie.

Zu letzterer hat der für seine Buchgestaltungen bekannte und vielfach ausgezeichnete Schweizer Typograf Jost Hochuli bereits 1987 ein Büchlein verfasst, das er 2001 überarbeitet hat und das nun in einer erneut überarbeiteten und um zusätzliche Beispiele erweiterten Auflage vorliegt. Der etwas spröde, doch erschöpfende Titel macht deutlich, worum es geht: Das Detail in der Typografie. Buchstabe, Buchstabenabstand, Wort, Wortabstand, Zeile, Zeilenabstand, Kolumne. Die Kolumne als die Summe aller Zeilenmerkmale stellt dabei die Schnittstelle zur Makrotypografie dar.

Diesen Abschnitten ist ein kurzer Abriss des Lesevorgangs vorangestellt. Für Hochuli ist die Lesbarkeit des Textes das wesentliche Kriterium für dessen typografische Gestaltung, um sie der Subjektivität individueller Vorlieben und Abneigungen zu entziehen. Das hindert ihn freilich nicht daran, neben objektiv messbaren Variablen, die die Lesbarkeitsfoschung seit den 1920er Jahren untersucht hat, auch ästhetische Argumente für seine Empfehlungen anzuführen. Allerdings erhebt er keinen Anspruch auf die einzig richtige Lösung, vielmehr betont er: „Viele Fragen, die die Detailtypografie betreffen, kann man guten Gewissens unterschiedlich lösen. Es wäre nicht im Sinne des Autors, wenn man das Büchlein als unfehlbaren Katechismus betrachten würde; er rechnet mit intelligenten Gestalterinnen und Gestaltern, die im Sinne dieser Schrift die auftretenden Fragen im jeweiligen Zusammenhang richtig lösen werden [...].“

Und über Details lässt sich trefflich streiten. Hochuli vertritt in den meisten Fällen die gängigen typografischen Regeln, scheut sich aber nicht, auch abweichende Meinungen zu äußern. Besonders markant seine Umkehrung der Zitierregel: einfache Anführungszeichen für Zitate, doppelte in Zitaten. Das predigt er nicht nur, sondern praktiziert es auch.

Überhaupt will er seinen eigenen Standards genügen. Eine gut lesbare Grundschrift und gefällig gestaltete Zeilen, Absätze und Kolumnen machen das Lesen angenehm, die zahlreichen illustrativen Beispiele sind durch Querstriche in roter Schmuckfarbe leicht erkennbar vom Fließtext abgesetzt.

Bei der Fülle der Beispiele schießt Hochuli sogar über das Ziel hinaus: Er gibt zwei (Abb. 18 und 30), auf die er im Text gar keinen Bezug nimmt. Dies hätte bei einem aufmerksamen Lektorat vermieden werden können. Das gilt auch für den uneinheitlichen Umgang mit Fachbegriffen. Manche Fachausdrücke wie Kerning erläutert Hochuli ausführlich, andere wie Zeilenregister gar nicht. Oft erschließt sich die Wortbedeutung aus dem Zusammenhang, manchmal freilich auch nicht. Eine Einführung sollte jedoch voraussetzungslos gelesen und verstanden werden können.

Doch diese kleinen Mängel trüben den Gesamteindruck nur wenig. Obwohl sich das Büchlein explizit an Gestalterinnen und Gestalter richtet, können auch Lektorinnen und Lektoren davon profitieren. Hochuli ist das Kunststück gelungen, auf begrenztem Raum die wesentlichen Informationen zu geben und zu veranschaulichen. Naturgemäß werden in dieser knappen Einführung nicht alle Detailfragen angesprochen oder gar erschöpfend behandelt; bei Bedarf muss man daher vertiefende Literatur wie die Detailtypografie von Forssman und de Jong zurate ziehen.

Ob die engagiert geschriebene, schön gestaltete und gut verarbeitete Broschur ihren Preis wert ist, muss allerdings jede(r) für sich selbst entscheiden.

Joachim Fries

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