Was macht einen Bücherwurm zum erfolgreichen Lektor?
Mag sich so manch literaturwissenschaftlich gebildeter Büchernarr fragen, bevor er ins nächste Kapitel seines Romans abtaucht, anstatt endlich zum Telefon zu greifen. Das „Handbuch für Lektoren und Redakteure“, das 2008 unter dem Titel „Bücher machen“ beim Bramann Verlag erschienen ist, greift ihm in dieser schwierigen Phase unter die Arme.
Klar und verständlich gegliedert und mit einem ausführlichen Sachregister versehen – Vorsicht! Das Buch ist alles andere als ein Roman! – gibt Bücher machen einem Berufseinsteiger einen Überblick darüber, was von einem heutigen Lektor erwartet wird und in welch vielfältiger Weise er an der Entstehung von Büchern teilhaben kann. Aus der Perspektive des Lektors oder Redakteurs stellt es die Bereiche Lektorat, Recht, Herstellung, Vertrieb, Werbung und Öffentlichkeitsarbeit ausführlich vor.
Wer gerade seinen ersten Lektoratsauftrag in den Händen hält oder erste Verlagspraktika absolviert, erhält Antworten auf drängende Fragen, die sich auf die Redaktionstätigkeit im engeren Sinne – Textarbeit, Registererstellung, Satzvorbereitung, Korrektur – beziehen, kann sich aber auch schnell und schlüssig über Programmplanung und -kalkulation, Urheber- und Vertragsrecht sowie den Titelschutz informieren. Für Menschen, die mit der Buchwelt bisher nur von ihrem einen oder anderen Ende her bekannt sind, nämlich über Manuskripte oder fertige Bücher, ist das Kapitel zum Vertrieb besonders empfehlenswert. Die Erläuterungen zur Vertreterkonferenz im Verlag, zum Sortiments- und Zwischenbuchhandel und zu den verschiedenen Rabattregelungen, denen die Verlage unterliegen, gewähren einen tiefen Einblick in die Strukturen der Buchwelt. Das letzte Kapitel stellt Berufswege und Berufsmöglichkeiten im Rahmen des Lektorats vor und fasst die fachlichen und persönlichen Voraussetzungen für eine Tätigkeit im Verlag oder als freie Lektorin zusammen.
Berufseinsteigern – vor allem im Freien Lektorat – bietet die Lektüre neben praktischen Hilfestellungen wie Adressen, Literaturtipps und Checklisten zudem noch etwas anderes: Es zeigt ihnen nämlich, wie Verlage und Verlagsmitarbeiter auf freie Lektoren, Autoren und Übersetzer blicken, und könnte ihnen somit vielleicht Scheu, aber auch Voreingenommenheit nehmen. Bücher machen hält, was es anfänglich verspricht: Es erklärt, wie man Bücher macht, die sich auf dem Markt der jährlich 80.000 deutschsprachigen Neuerscheinungen behaupten, und versteht das Büchermachen als Dienstleistung. Anzumerken ist, dass es auch Verlage und Büchermacher gibt, die sich in erster Linie nicht als Dienstleister verstehen, also bei ihrer Arbeit nicht vorrangig Publikum und Verkauf, sondern eine Idee im Auge haben.
Luise Petzschmann, Berlin