Die erste Druckfahne wird heute meist nicht wie früher zunächst zum Autor, sondern zusammen mit dem Manuskript (Typoskript) ins Lektorat gegeben. Der Auftraggeber (Verlag, Hochschule, Werbeagentur, Privatperson etc.) gibt vor, ob er nur Korrektur oder auch Lektorat wünscht und welche (firmen-)individuellen Layout-Vorgaben dabei zu beachten sind.
Besteht das „Produkt“ (Buch, Studienheft, wissenschaftliche Arbeit, Broschüre etc.) nur aus Text und ist nur Korrektur vereinbart, wird eingehend gelesen und mittels der Standard-Korrekturzeichen sämtliche Fehler (Rechtschreibung, Grammatik, Interpunktion) markiert und am Rand wiederholt, sodass für den Autor sowie den späteren Vergleichslektor oder Hersteller leicht ersichtlich ist, wo etwas geändert wurde bzw. geändert werden soll.
Das Gleiche gilt fürs sprachlich-stilistische Lektorat. Kein Problem ist, Fehler, doppelte Wörter und redundante Textpassagen zu streichen, aber für größere Textänderungen ist oft kein Platz auf den Fahnenrändern. In diesem Fall beschreibt man ein Extrablatt, heftet es an die entsprechende Seite und markiert auf der Fahne die Stelle, an der der Text eingefügt werden soll.
Zu prüfen und gegebenenfalls zu vereinheitlichen und zu vervollständigen sind hier auch Abbildungstitel, Überschriften, Schriftgrößen und -farben, Kapitelebenen, Wort- und Zeilenabstände, Gliederungen, Formeln und Formelzeichen, Fußnoten, Icons, Abkürzungen, Auszeichnungen (fett, kursiv, unterstrichen etc.) und sämtliche Verzeichnisse.
Ist all dies erledigt, geht die Fahne zurück an den Auftraggeber, der sie entweder zuerst an den Autor weiterleitet, der die Korrekturen/Änderungen „absegnet“ und noch Ergänzungen einfügen kann, und im zweiten Schritt an die Herstellung, die alle Korrekturen/Änderungen ausführt und somit die zweite Fahne erstellt – oder umgekehrt.
Die zweite Fahne geht nun ins Vergleichslektorat.
Sylvia Ederle, www.skript-express.de